Tollitäten

Die Tollitäten halten Hof

Dem Prinzen zur Seite steht die Dame Confluentia, die es im Nachkriegskoblenz seit 1960 gibt. Aber erst seit 1971 tritt sie gemeinsam mit dem Prinzen auf. Begleitet werden Prinz und Confluentia von ihrem jeweiligen Verein, die den Hofstaat stellen. Prinz kann man in Koblenz normalerweise nur einmal werden. So sehen es die Statuten der AKK vor. Keine Regel ohne Ausnahme. Als die Koblenzer Narren wegen der Flutkatastrophe in Hamburg 1962 den Rosenmontagszug absagten, konnte Prinz Helmut I. der närrische Postillion (Helmut Queng) im darauf folgenden Jahr noch einmal die Regentschaft über seine Heimatstadt antreten. Helmut Queng war damit der einzige Prinz, der die Narrenschaft mit zwei verschiedenen Hofstaaten (Narrenzunft Gelb-Rot 1937 e.V. und KKG Rot-Weiß-Grün Kowelenzer Schängelcher 1922 e.V.) regierte.
1991 wurde kurz nach der Inthronisation die närrische Kampagne wegen des Golfkrieges abgesagt. „Opfer“ waren dieses Mal Prinz Detlef (Börner) vom Flieseneck und Confluentia Hanne (Draser). Die anderen AKK-Vereine waren so solidarisch, dass sie dem Tollitätenpaar 1992 – dem Jahr der Koblenzer 2000-Jahr- Feier – ermöglichten, noch einmal über die Narren am Rhein-Mosel-Eck zu regieren.

Der Prinz

Auch wenn es keine festen Statuten gibt, so besteht doch Einigkeit über das Erscheinungsbild des Prinzen. Der Prinzenornat trägt auf der Brustseite das Koblenzer Stadtwappen. Die meisten Prinzen tragen lange weiße Hosen. Auch für die Kopfbedeckung des Prinzen gibt es eine Tradition. Die Prinzenkappe ist mit drei langen Federn geschmückt und mit einem weißen Pelz besetzt. Nach der Session darf der Prinz – und nur der Prinz! – seine Vereinskappe ebenfalls mit einem Pelz schmücken.

Prinzenzepter

Der Horchheimer Goldschmied Josef Welling, der vor allem durch seine sakralen Kunstwerke weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist, hat ein interessantes Werk ganz anderer Art geschaffen: ein Zepter für den Koblenzer „Prinz Karneval“. Das Werk hat eine Gesamtgröße von ca. 45 Zentimetern und ist in Bronze gegossen. Am oberen Ende ist ein sitzender Till modelliert, der lachend sein Konterfei betrachtet, weil aus dem in der linken Hand gehaltenen Spiegel – zusätzlich – eine herausgestreckte Zunge sichtbar ist.
Der Schaft-Teil ist sehr filigran aufgebaut und gliedert sich in Stufen, die 50 modellierten Figürchen von etwa drei Zentimetern Größe tragen, welche Personen und Szenen aus dem Koblenzer Karneval darstellen. So sind beispielsweise zu sehen: ein Gardist mit einem Funkenmariechen auf der Schulter, Tanzcorps, Prinz und Confluentia, zwei Pagen mit Schatullen, Herren aus der AKK, Trompeter, Elferrat, Möhnen mit kleinen Schirmen, Gitarrenspieler, Büttenredner und Motive aus dem Straßenkarneval. Am Knauf befindet sich – als Relief gearbeitet – das Wappen der Stadt Koblenz, das Signum der AKK, die Basilika St. Kastor und das Stadttheater. Der Griffbereich ist mit vollplastisch geformten Rosen (für „Rosenmontag“) in kreisförmiger Anordnung versehen. Dieses Prinzenzepter wird seit der Session 1995/96 (Prinz Jürgen der Luftikus) ab der Inthronisation durch den Prinzen getragen und nach Aschermittwoch wieder im Safe der AKK verschlossen.

Die Dame Confluentia

Der Name der Dame Confluentia kommt aus dem Lateinischen und wurde von der römischen Ortsbezeichnung „apud confluentes“ abgeleitet. Die Koblenzer hatten bei ihrer Namensgebung Glück, denn die Römer waren überzeugt, dass bei ihrer Siedlung zwei Flüsse zusammenfließen (confluere) und nicht etwa, dass ein Fluss in den anderen hineinfließe (influere). Sonst hieße die Stadt am Zusammenfluß von Rhein und Mosel heute womöglich Influnz und den Prinzen würde die Dame „Influenza“ begleiten. Bereits im 19. Jahrhundert stellten die Koblenzer Narren für den Rosenmontagszug einen eigenen Confluentia-Wagen her. Mit dem Wappen der Stadt verkörperte er Koblenz. Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts gab es nicht nur den Wagen, sondern auch die dame Confluentia. Der Karnevalsgesellschaft  „Iwwerfiehrte“ 1896 e.V.“ war die Aufgabe übertragen, auf diesem Wagen Figuren wie „Vater Rhein“ und „Mutter Mosel“ zum Leben zu erwecken. Die Hauptfigur dieses Wagens war aber die Dame Confluentia. Dieser Brauch hielt sich bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Danach schien er bis weit in die 50er hinein in Vergessenheit geraten zu sein. Als 1959 in Koblenz niemand den närrischen Herrscher verkörpern wollte, fuhr Paul Blaumeiser, der 1956 Prinz der Rhein-Mosel-Stadt war, am Rosenmontag als Dame Confluentia durch Koblenz.
Werner Kratz war es dann, der zuerst in seinem eigenen Verein (K.K. Funken „Rot-Weiß“ 1936 e.V.) und letztlich in Koblenz diese Figur durchsetzte. Von 1964 bis 1970 zog die Dame Confluentia noch alleine mit ihrem Hofstaat durch die Stadt. Seit 1971 regieren Prinz und Confluentia gemeinsam die Schängelstadt. Auch für das Erscheinungsbild der Confluentia gibt es gewisse Regeln: Sie trägt über einem weißen Kleid ein Schärpe mit der Aufschrift „Confluentia“ und einen roten Umhang. Vieles ist jedoch ihrem guten Geschmack überlassen.

Quelle: 175 Jahre KARNEVAL IN KOBLENZ – Garwain-Verlag

X